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Geschichte

Markt Lauterhofen - älteste historisch bedeutsame Siedlung im Landkreis


Von Hans Braun: Unter den sechs Städten und sieben Märkten darf sich der Markt Lauterhofen nicht nur als ältester, sondern auch als historisch bedeutsamster Ort vor der ersten Jahrtausendwende im Gebiet des jetzigen Landkreises Neumarkt i.d.OPf. rühmen.

Generell verweisen Siedlungen mit dem Grundwort -hofen auf eine Gründerzeit vor und um 1000 n. Chr., wie sie massiert um Lauterhofen und in der südwestlichen Oberpfalz auftreten; speziell belegen archäologische Funde, z. B. freigelegte Reihengräber, dass hier bereits eine urbayerische Bevölkerung sesshaft war.

Politisch gehörte der Nordgau, das Gebiet nördlich der Donau, im achten Jahrhundert zum bayerischen Herzogtum. Dennoch beanspruchten die fränkischen Hausmeier und Karolinger die Königshöfe Ingolstadt und Lauterhofen, die ihnen zur Sicherung wichtiger Handelswege in der fränkisch-bayerischen Übergangszone dienten. Lauterhofen lag an dem alten Straßenzug, der aus dem ostfränkischen Raum über das Gebiet an Regnitz und Pegnitz über den fränkisch-oberpfälzischen Jura, das Lauterach- und Vilstal zur Naab und Donau nach Südosten leitete, ostwärts über die Grenzgebirge nach Böhmen. Es verwundert also nicht, dass kurz nach der urkundlich belegten Gründung Lauterhofens im Jahre 725 der Ort als Königshof errichtet wurde, der als einer der befestigten Mittelpunkte des Reiches den Königen als kurzweilige Unterkunft bei Verwaltungs- und Gerichtshandlungen sowie als Basis für militärische Aktionen diente.

Nach dem Verlust der Selbständigkeit Bayerns als Herzogtum 788 repräsentierten von Karl dem Großen eingesetzte Grafen und Königsboten die öffentliche Ordnung, wobei eine zunehmende Verselbständigung dieser anfänglich Ministerialen mit herrschaftsbezogenen Machtzentren sich anbahnte und die Königshöfe alter Ordnung eingingen. Um die im westlichen Nordgau gelegenen Burgen Sulzbach, Kastl, Habsberg entstanden neue Herrschaftsbereiche, die ab dem späten elften Jahrhundert ebenfalls den Grafentitel führten, der jedoch nicht mehr von der königsbezogenen Beauftragung herrührte.

Lauterhofen wechselte wiederholt seine Herrscher: Den Karolingern folgten die Grafen von Sulzbach, welche die Pfarrkirche St. Michael 1094 bis 1105 erbauen ließen, zudem die Erhebung Lauterhofens zum Markt 1125 durch Kaiser Heinrich V. erwirkten. Im Jahre 1305 fiel Lauterhofen an die bayerischen Herzöge, 1329 im Hausvertrag von Pavia an die rheinpfälzische Linie der Wittelsbacher mit dem Sitz in Heidelberg.

Seit der kurpfälzischen Landesteilung von 1410 gehörte Lauterhofen zum Teilfürstentum "Pfalz in Bayern" (der "Oberen Pfalz"), die bis 1443 von Pfalzgraf Johann von Neumarkt und nachfolgend von Statthaltern des Heidelberger Kurfürsten in der Residenz- und Verwaltungshauptstadt Amberg regiert wurde.

Im Dreißigjährigen Krieg kam die Oberpfalz - und damit Lauterhofen - im Jahre 1623 endgültig an Bayern. Der einstmals historischen Bedeutung als Königshof war in Lauterhofen längst eine Epoche ländlicher Abgeschiedenheit gefolgt, die durch das aufblühende Handwerk ihre Marktfunktion in einer bäuerlichen Umwelt jedoch zu bewahren wusste.

Eine spürbare Wende brachte 1881 die Eröffnung des Pflegeheimes Karlshof der Regens- Wagner-Stiftung mit angeschlossener Fachschule für Heilerziehungsberufe sowie der Lokalbahn von Amberg nach Lauterhofen 1903, deren Betrieb mit der zunehmenden Motorisierung nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1972 schon wieder eingestellt wurde. Immerhin, der Karlshof bot neue Arbeitsmöglichkeiten, und die „Bockelbahn” brachte Ausflügler von Amberg ins romantische Lauterachtal und setzte damit auch einen bescheidenen Tourismus in Bewegung, dem heute sogar ein hervorragender Golfplatz zur Verfügung steht.

Beachtenswert ist auch folgende Erkenntnis: Die uralten Handelsstraßen, die den historisch bedeutsamen Königshof Lauterhofen einmal tangierten, erfahren in unserer Zeit gleichsam eine Neuauflage in der Trassierung der Autobahnen von West nach Ost (Nürnberg-Prag) und Nord-West nach Süd-Ost (Nürnberg-Regensburg-Wien). Diese günstige Anbindung Lauterhofens an das europäische Fernstraßennetz bietet dem Markt Lauterhofen vielseitige Chancen!

Und was es ansonsten in Lauterhofen im reizvollen Oberpfälzer Jura noch zu sehen und erleben gibt, erfahren Sie, verehrte Leserinnen und Leser, am besten, wenn Sie die Marktgemeinde selbst besuchen.