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Leben

Pilgern auf dem Jakobsweg

... von Kastl über Trautmannshofen nach Sindlbach

Pilgern auf dem Jakobsweg

Um auf dem traditionellen Jakobsweg mit dem Ziel Santiago de Compostela in Nordspanien zu pilgern, bedarf es nicht, in die Ferne zu schweifen. Der Oberpfälzer Jakobsweg, der von Prag her über die Grenze kommt, führt auch durch unsere Region. Er durchquert den Landkreis Neumarkt und auch die Gemeinde Lauterhofen, um die Pilger dann weiter Richtung Nürnberg, und von dort aus in den Süden Deutschlands zu führen. So können Sie Ihrer Sehnsucht folgen und hier bereits den ersten Schritt sozusagen „vor die Haustür“ wagen.

Der Weg folgt dem im Mittelalter wichtigen Handelspfad Amberg - Lauterhofen - Frankenland (CA).

Gehzeit

Gehzeit
Tageswanderung mit 6 bis 7 Stunden plus Pausen und Einkehr.

Wegmarkierung

Wegmarkierung
Folgen Sie der Markierung: weiße Muschel auf blauem Grund.

Charakter des Weges

Charakter des Weges
Abwechslungsreich, leicht hügelig, Wald-, Feld- und Wiesenwege.

Pilgerer unterwegs
Das Grab des Apostels Jakobus in der nordspanischen Stadt Santiago de Compostela war zwischen dem 10. und 15. Jahrhundert das Ziel unzähliger Pilger aus ganz Europa. Das Netz der Jakobswege legte sich über den gesamten Kontinent. Einer dieser Wege führte von Prag über Nürnberg nach Rothenburg o. T., vorbei an mehreren dem hl. Jakob geweihten Kirchen. Fränkischer Albverein und Oberpfälzer Waldverein haben große Strecken dieses Weges in den Jahren 1995 bis 1998 mit einer weißen Jakobsmuschel auf blauem Grund markiert. Der Weg verläuft durch verschiedenartigste Landschaften, wobei er kulturell interessante, geschichts-trächtige Orte berührt und etliche Jakobskirchen miteinander verbindet. Seit 25 Jahren steigt die Zahl der Pilger unaufhörlich, die sich zu Fuß, per Fahrrad, Bus oder Flugzeug auf den Weg in die galizische Bischofsstadt macht.

Pilger (von lateinisch „peregrinus“: Fremder) sind Menschen, die aus religiösen Motiven zu einem heiligen Ort ihrer Religion aufbrechen. „Die Wallfahrt soll kein Ausflug sein, sondern ein Hineingehen in die Geschichte, die Gott mit uns gemacht hat… Das Ziel der Wallfahrt ist letztlich nicht eine Sehenswürdigkeit, sondern das Aufbrechen hin zum lebendigen Gott“ (Joseph Kardinal Ratzinger). (GE)

Andere Motive für einen Pilgerweg sind:

  • Pilgern zu einem Apostelgrab (Petrus und Paulus in Rom, Andreas in Konstantinopel,
    Jakobus d. Ä. in Santiago de Compostela)
  • Pilgern zur Buße für eigene Sünden
  • Pilgern als Sinnsuche
  • Pilgern mit Kultur verbinden
  • Pilgern als körperliche und sportliche Herausforderung
  • Pilgern als Weg der körperlichen und seelischen Heilung
  • Pilgern als Erfüllung eines Gelübdes (Versprechens)
  • Pilgern aus Staatsräson für Könige und Herrscher (z.B. spanische Königin Sophia im Jakobusjahr 2004)
  • Pilgern als Abbüßen einer Strafe (im Mittelalter üblich)
  • Stellvertretende Pilgerfahrt für einen kranken oder verstorbenen Verwandten oder Freund

Pilgerer unterwegs. Foto: Benno Eichinger


Viele Pilger besorgen sich heute von einer Jakobusgesellschaft einen Pilgerausweis, welchen sie an vielen Orten (Jakobuskirchen, Herbergen, Rathäuser) abstempeln können.

Viele gläubige Pilger lassen sich beim Aufbrechen den Segen vom Priester geben. Im französischen Roncevalles wurden Pilger im Jahre 1078 mit folgender Benediktion gesegnet: „O Gott, behüte auch diese deine Diener, die aus Liebe zu deinem Namen zur Pilgerreise nach Santiago de Compostela aufbrechen. Sei ihnen Begleiter während ihres Unterwegsseins, Führer auf ihrem schweren Weg, Schatten in der Hitze, Licht im Dunkel, Trost in Mutlosigkeit und Stärke in ihren Vorsätzen, damit sie unter deiner Leitung unbeschadet ans Ziel ihrer Reise gelangen, Damit sie, reich an Gnade, heil zurückkehren in ihre Heimat und dort gesund und voll steter Freude leben.“

Die Strecke von Kastl nach Sindlbach:
Von Hohenburg (St. Jakob) und Allersburg (St. Michael) herkommend, nach Kastl (Klosterkirche St. Petrus und Marktkirche St. Christophorus) – Nattershofen (Maria Königin) – Trautmannshofen (Wallfahrtskirche Mariä Namen) – Langenthal – Sindlbach (St. Jakob) – Gnadenberg (Klosterruine St. Birgitta)

Ausgangspunkt ist die "Cappucino-Station", der ehemalige Bahnhof in Kastl mit guter Parkmöglichkeit. Der Weg folgt zu Beginn einem alten Wallfahrerpfad nach Habsberg und steigt zunächst stetig an. Nachdem wir eine Grottenkapelle passiert haben, bietet uns der Weg auf der Anhöhe herrliche Ausblicke auf die umliegende Gegend.

Nach längerer, abwechslungsreicher Landschaft führt uns die Muschel auf Feld- und Wiesenwegen, teils am Waldrand entlang und durch Mischwälder nach Nattershofen. Wir durchqueren das Dorf, um danach die Verbindungsstraße Lauterhofen-Velburg zu passieren und gleich danach rechts dem asphaltierten Weg zu folgen. Dieser mündet wieder in einen Feldweg und führt durch einen Buchenwald bergauf zum Dietrichstein, wo eine Waldkapelle zu einer Rast einlädt.

Nachdem wir der Markierung stets achtsam folgen, führt uns der Weg weiter durch den Wald wieder bergab in Richtung Trautmannshofen. Die Bundesstraße B299 muss unterquert werden und wir folgen der asphaltierten Zufahrtsstraße, die uns zu einem der bedeutendsten Marienwallfahrtsstätten der Oberpfalz führt. Die äußerlich schlicht wirkende Kirche erstrahlt im Innern mit ihrer reichhaltigen Ausstattung aus dem Barock und Rokoko.
Wer eine Kirchenführung möchte, kann einen Termin bei Frau Thekla Lehmeier, Tel. 09186-293, vereinbaren. Unkosten für eine Führung betragen 15 €, egal wieviele Personen.

Nachdem wir das Dorf wieder Richtung Litzlohe verlassen, biegen wir kurz vor Dorfende rechts in die Jakobsstraße, die uns danach links auf einem Flurweg schnurgerade zum Wald, dem Grafenbucher Forst, führt. Diesen durchwandern wir immer achtsam der Muschel folgend mit einigen Abzweigungen, bis nach längerer Zeit aus dem Wald kommend rechts die "Erlebnisfarm Bräunertshof" vor uns liegt. Hier ist eine Kaffeepause möglich, nach der wir wieder der Straße Richtung Oberried folgen. Kurz vor dem Ort biegt der Jakobsweg allerdings für ein paar Meter nach links und sofort wieder rechts in einen meist zugewachsenen Grasweg entlang eines Tales. Hier passieren wir die Quelle des Sindlbaches, der uns danach bis zum Ende unserer Tagestour begleitet.

Nach der Überquerung einer Straße biegen wir rechts in das Sindlbachtal ein. Nach einer längeren Wanderung durch den Wald und entlang eines Tales bringt uns der Weg nach Langenthal. Die Muschel lotst uns durch das langgezogene Dorf, an dessen Ende wir links abbiegen, um kurz danach rechts einem Feldweg zu folgen, der direkt 1,5 km nach Sindlbach führt. Hier gibt es die Möglichkeit, sich in der Jakobuskirche einen Pilgerstempel zu holen. Die Tagestour endet hier. (CA)


Schweppermannsburg Kastl (Benno Eichinger)

Schweppermannsburg in Kastl. Foto: Benno Eichinger

Kapelle am Thierenstein (Benno Eichinger)

Kapelle am Thierenstein. Foto: Benno Eichinger

Schwarze Marter (Benno Eichinger)

Schwarze Marter. Foto: Benno Eichinger

Wallfahrtskirche Trautmannshofen. Foto: Dempfle

Wallfahrtskirche Trautmannshofen. Foto: Dempfle

Kastl – 8 km – Nattershofen – 3,5 km – Trautmannshofen – 9 km – Langenthal – 1,5 km – Sindlbach = insgesamt 22 km


Die Strecke kann auch auf 2 kürzere Tagesetappen gepilgert werden.
1. Tag: Kastl – Trautmannshofen – Lauterhofen (ca. 14,5 km)
2. Tag: Lauterhofen – Trautmannshofen – Sindlbach (ca. 13,5 km) (CA)

Pilgerbegleiterin Carolina Adler

Es besteht die Möglichkeit einer geführten Pilgerwanderung (Organisation und spirituelle Begleitung) mit einer ortskundigen, zertifizierten Pilgerbegleiterin.

Anfragen:
Carolina Adler, Tel: 09186 1449, E-Mail: carolina.adler@web.de
Oder im Katholischen Pfarramt, Tel: 09186 349

Die ersten 11,5 km keine Einkehrmöglichkeit! Dienstags und mittwochs erst am Abend. (CA)

Trautmannshofen: Gasthaus Schraml, direkt gegenüber der Kirche, Di und Mi Ruhetag, (bei größeren Gruppen geöffnet, bitte vorher anmelden)
Bräunertshof: Erlebnisfarm Bräunertshof, Kaffee und hausgemachte Kuchen, auf Anfrage Brotzeit
Sindlbach: Gasthof Geier / Übernachtungsmöglichkeit, Montag Ruhetag

Einkehren auf dem Jakobsweg

Vermutlich verlief der Jakobsweg früher von Kastl über Lauterhofen nach Brenzenwang zur „Schwarzen Marter“ auf der „Hohen Straße“, einer Kreuzung zweier Altstraßen. Hier erreichte er den Weg, der jetzt von Kastl über Trautmannshofen markiert ist und auf der „europäischen Wasserscheide“ verläuft. In Kastl war benediktinische Gastfreundschaft in der Klosterburg ein guter Rastplatz für Jakobspilger, ebenso wie Lauterhofen als „Königshof“.

Quelle: Telefonat Georg Wittmann mit Hr. Rudi Bayerl, Kreisheimatpfleger

Für eine Tageswanderung empfehlen wir:

  • gut eingelaufene Wanderschuhe
  • leichter Tagesrucksack mit:
    • ausreichend Getränk und Brotzeit für unterwegs
    • Regenbekleidung
    • Blasenpflaster und Mückenschutz
    • Wanderstöcke nach Bedarf (CA)



Texte: Gerhard Ehrl, Carolina Adler, Georg Wittmann