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Leben

Die sanierte Alte Mälze in Lauterhofen


Die Alte Mälze Lauterhofen war im 16./17. Jahrhundert ein zweigeschossiger Nutzbau mit Kellergewölbe und Erdgeschoss aus Kalkstein bzw. Dolomitsteinquadern. 1794 wurde das Obergeschoss als Fachwerkkonstruktion errichtet. Im Zuge der Umnutzung zum Brauereistadel mit Mälzerei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert wurde der Mälzereiturm im nördlichen Gebäudeteil ergänzt, im 20. Jahrhundert wurde das Erdgeschoss durch Einbau eines Mittelunterzuges und einer Stütze ertüchtigt. Durch seine Lage in unmittelbarer Nähe von Rathaus, Kirche und Marktplatz besitzt das Gebäude ortsbildprägenden Charakter. Es steht im rückwärtigen Bereich eines denkmalgeschützten Gasthauses und steht unter Ensembleschutz. Durch die historische Nutzung als Mälzerei kommt ihm zusätzliche ortsgeschichtliche Bedeutung zu.

Teil des Städtebau-Projekts

2017 wurde vom Marktrat das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) für den Markt Lauterhofen verabschiedet. Als ein zentrales Handlungsfeld wurde die weitere Aufwertung der „Mitte“ von Lauterhofen und die Nutzung innerörtlicher Flächenressourcen identifiziert. Der Marktplatz mit seinen stattlichen Gebäuden und dem neu renovierten Rathaus unterhalb der Kirche bildet einen historischen Ortskern, dessen Attraktivität vom Leerstand historischer Gebäude in unmittelbarer Nähe atmosphärisch beeinträchtigt wird.
Bereits 2016 hatte der Marktrat ein Sanierungsgebiet beschlossen, das den historischen Markt einschließt. Die Alte Mälze vis-à-vis von Kirche und Rathaus bildet eine wichtige städtebauliche Marke im historischen Ortskern. Zum Zeitpunkt des Erwerbs durch die Marktgemeinde 2017 war das in privatem Besitz befindliche Gebäude schwer sanierungsbedürftig, Sicherungsmaßnahmen waren bereits notwendig. Die Marktgemeinde gab daher an die Architekten Berschneider Pilsach den Auftrag, das Gebäude kernzusanieren und zu einem offenen Treff für kulturelles Gemeindeleben werden zu lassen. Entstehen sollte ein Ort, der für die Bürgerschaft möglichst vielfältig nutzbar ist: für kulturelle Veranstaltungen, Jugendtreffs, Versammlungen, private Feiern etc. Ein solcher Ort war in Lauterhofen bis dato nicht vorhanden. Eine spätere Umnutzung des Gebäudes sollte mit verhältnismäßig einfachen Mitteln zu realisieren sein.

Eigenheiten bewusst nicht versteckt

Der ursprüngliche Charakter des kleinen Nutzbaus wurde durch rohe Materialität bewahrt. Möglichst viel Historisches wurde offengelegt, Wände von modernen Putzen befreit, Balken freigelegt, die Raumstrukturen weiterhin ablesbar belassen. Im Innen- wie im Außenbereich sind Wände nicht akkurat, Oberflächen uneben oder gar gewölbt, Balken verlaufen eigenwillig zueinander. Diese Eigenheiten hat man bewusst nicht versteckt. Einbauten wie die frei in den Raum gesetzte WC-Box aus warmgewalztem Schwarzstahl, die Treppen aus Riffelblech oder die neu eingefügte Galerieebene unter dem Dach wurden so ausgeführt, dass ein späterer Rückbau und damit die Umnutzung der Mälze einfach möglich ist. Im Erdgeschoss wurde der Boden tiefergelegt, um eine für zeitgemäße Nutzung adäquate Raumhöhe zu erreichen. Ein Teil der Decke zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss wurde entfernt, die Decke zum Dachgeschoss vollständig. So kann man heute vom Erdgeschoss bis in den imposanten, freigelegten Dachstuhl blicken.
Der Gewölbekeller mit seinem Werkstattcharakter ist für Workshops, Mal- und Bastelkurse mit strapazierfähigen Fliesen und gesandetem Estrich ausgestattet. Im ehemaligen Mälzkamin wurde ein öffenbares Oberlicht eingebaut, durch das Tageslicht bis ins Erdgeschoss fällt. Nicht sichtbar und dem Platzmangel geschuldet, wurde der Brenner der Gastherme in die Kuppel des Mälzereiturms integriert. Eine Bauteiltemperierung beheizt das Gebäude und hält gleichzeitig das historische Mauerwerk trocken. Das EG ist barrierefrei, die Be- und Entlüftung erfolgt mechanisch.

Ausgezeichnet

Die Mälze hat folgende Preise erhalten:

  • BDA Regionalpreis Niederbayern Oberpfalz 2021 - Anerkennung
  • BYAK-Preis: „Bauen im Bestand“ 2021 - Anerkennung

Vielseitige Nutzungsmöglichkeiten

Die neue Alte Mälze bietet vielseitige Möglichkeiten für Vereine, Künstler, Jugendgruppen, Privatpersonen, Firmen oder auch als Co-Working-Space. Erd- und Obergeschoss sowie die Galerie können für Seminare, Vorträge, Lesungen, Kabarett und Empfänge genutzt werden. Das Erdgeschoss wird mittlerweile auch aktiv als Standesamt genutzt. Das Erdgeschoss des ehemaligen Mälzereiturms wurde zur Lounge für ca. sechs Personen.
Nähere Informationen hierzu und Buchungsmöglichkeiten erhalten Sie im Rathaus.

Links:

Teilnehmerpräsentation Architektur-Award mit ursprünglichen Fotos
Vorstellung alte Mälze - Bayerische Architektenkammer
Projektvorstellung - Architekt Berschneider





Alte Mälze - Schild
Die alte Mälze von außenf