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Geschichte

Bedeutende Söhne Lauterhofens

Am 28.12.2009 wurde in Korea der Seligsprechungsprozess für die 38 Märtyrer der Benediktinermission von Tokwon eröffnet. Unter den 25 deutschen und österreichischen Mitgliedern des Benediktinerordens steht auch der Name des Lauterhofener Brudermissionars Gottlieb Auer.

Geboren wurde er am 25.10.1887 als fünftes Kind des Webermeisters Michael Auer und seiner Ehefrau Katharina, geb. Maier. Einen Tag später wurde er in der Pfarrkirche Erzengel Michael auf den Namen Johann getauft. Nach dem Tod ihres Ehemannes heiratete die Mutter Katharina den Gütler (Kleinbauern) Michael Schmer. Mit ihm hatte sie zwei weitere Kinder. Nach sieben Jahren Werktags- und drei Jahren Feiertagsschule trat Johann mit 17 Jahren dem katholischen Gesellenverein Lauterhofen bei. Dass er keinen Wehrdienst leistete, könnte auf seine zeitlebens schwache Gesundheit hinweisen.

Als "Zimmermannsgeselle" bat er im Dezember 1906 um die Aufnahme bei den Missionsbenediktinern in St. Ottilien. Am 4.10.1907 begann sein Noviziat, am 10.10.1909 legte er die zeitliche und am 1.11.1913 die ewige Profess ab. Bereits am 3.5.1914 empfing er die Aussendung nach Korea. Per Eisenbahn ging es über Sibirien nach Seoul, wo er am 16.5.1914 ankam.

Bereits im August 1914 wurde er zur deutschen Schutztruppe nach Tsingtau/China einberufen. Im "Neumarkter Tagblatt" vom 7.11.1914 stand zu lesen: "Unter den Helden von Tsingtau befand sich auch ein Lauterhofener mit Namen Gottlieb Auer. (…) Bruder Gottlieb schrieb ferner: ‚Morgen wollen die Japaner kommen und unser kleines Tsingtau einnehmen. Doch sie werden sich täuschen. Tsingtau ist gut befestigt und wir werden kämpfen bis zum letzten Blutstropfen" (Zeitungsarchiv NTL 1914, Nr. 267). Am 7.11.1914 wurde Tsingtau von den Japanern genommen. Wider Erwarten erging es Br. Gottlieb und den anderen deutschen Gefangenen im japanischen Gefangenenheim Kokaido Matsuyama recht gut. Von einem Mitgefangenen konnte Br. Gottlieb das Bauzeichnen erlernen und sich aufgrund seiner Dienste als Krankenwärter und Ordonnanz bei den Offizieren einiges an Geld ansparen. Erst im Januar 1920 kehrte er nach Korea zurück.

In Paekdong, Wonsan und anderen Missionsstationen betätigte er sich als Zimmermann und Bauzeichner. Bei den Gottesdiensten begleitete er den Choralgesang auf dem Harmonium. Anfang 1924 übernahm er das von P. Canisius Kügelgen in Seoul eingerichtete Fotoatelier. Br. Gottlieb haben wir unzählige Fotos von der in den Jahren 1927 bis 1932 errichteten Abtei Tokwon und anderen kirchlichen Gebäuden wie Kirchen, Schulen, Priesterseminaren und Pfarrhäusern zu verdanken. Seine Photos leisteten einen wichtigen Beitrag beim Sammeln von Missionsspenden in der Heimat. Sie sind bis heute Zeugnisse der Vereinigung von koreanischer Landschaft und europäischer Architektur.

Während des 2. Weltkrieges unter den Japanern und mehr noch nach 1945 unter den Russen wurde die Arbeit der Benediktiner immer mehr eingeschränkt. Das galt erst recht für die Öffentlichkeitsarbeit, für die ja Br. Gottlieb als Photograph zuständig war. Anfang Mai 1949 wurden das Kloster Tokwon und viele andere kirchliche Einrichtungen von den Kommunisten in Brand gesteckt und verwüstet, alle deutschen Benediktiner und Benediktinerinnen wurden verhaftet. Die meisten kamen ins Gefängnis nach Pyongyang, der Hauptstadt Nordkoreas. 18 Gefangene waren in einer Zelle. Es durfte nicht geredet werden und man schlief auf dem Boden. Das gemeinsame Stundengebet wurde auswendig geflüstert. Bis zur Verlegung der Brüdermissionare am 24.6.1949 durfte die Zelle nur zweimal verlassen werden!

Der ebenfalls aus Lauterhofen stammende P. Gabriel Frömmer war mit dem Abtbischof Bonifaz Sauer allein auf einer Zelle. P. Gabriel wurde mit den meisten Priestermönchen am 5.8.1949 ins Lager Oksadok verlegt, während Abtbischof Bonifaz bis zu seinem Tod am 7.2.1950 in seiner Zelle blieb. P. Grabriel kehrte mit 41 anderen überlebenden Missionarinnen und Missionaren des Lagers Oksadok und anderer nordkoreanischer Gefängnisse am 22.1.1954 über Russland und die DDR nach Westdeutschland heim. Erst dadurch erfuhr man im Westen vom weiteren Schicksal der Märtyrer von Tokwon.

Bruder Gottlieb verstarb am Palmsonntag, den 6.4.1952 im Lager Oksadok, an der chinesischen Grenze. Die Missionsärztin Sr. Diomedes beschreibt seine letzten Lebenstage:

"Br. Gottlieb Auer arbeitete im Anfang meist bei den Bauten und Holzarbeiten mit. Er war von Tokwon her schon etwas kränklich, hielt sich aber lange Zeit erstaunlich gut, Gelegentlich war er auch bei den Feldarbeiten beteiligt, meistens aber, besonders in der Zeit nach Manpo, besorgte er das Sägen und Holzspalten für die Küche und einen Teil der übrigen Heizungen. Dabei konnte er etwas Rücksicht nehmen auf seine schwache Gesundheit, gelegentlich eine Ruhepause einschalten und sich bei Regenwetter unter Dach stellen. Wie manchmal habe ich ihm selber beim Sägen geholfen, wenn ich neben meinen ärztlichen Verpflichtungen etwas freie Zeit hatte, und er war es eigentlich, der mir die Kunst des Sägens und Hackens beigebracht hat. Eines Tages, es war am 4. April 1952, bei Tau- und Schneewetter, musste auch er mit den anderen in den Wald zum Holzfällen gehen. Es war ein schrecklicher Sturm dabei und das Schneewasser war rasch durch die Strohsandalen hindurch gedrungen, so dass er fröstelte und mit nasskalten Füßen seine Arbeit tat. Auf Rat seiner Mitbrüder wollte er den Arbeitsplatz früher verlassen, aber es wurde ihm nicht erlaubt, und bereits am nächsten Tag musste er sich mit Fieber und starken Seitenschmerzen legen. Rasch entwickelte sich eine Lungenentzündung, deren ich mit den vorhandenen Mitteln nicht Herr werden konnte. Die Herzkraft ließ vom 5. April ab zusehends nach und reagierte nicht mehr auf Injektionen. Am 6. April schlief unser guter Bruder Gottlieb friedlich und ruhig ein. Seine stille, feine, bescheidene, anspruchslose Art hat mich immer tief beeindruckt. Er war ein Muster von Ordnung in all seinem Tun, ich glaube, dass der liebe Gott auch bei ihm alles in Ordnung fand und seinen treuen Diener belohnte in der Ewigkeit." (Schicksal in Korea. Deutsche Missionare berichten, St. Ottilien, 21974, S. 78)

"Nachdem P. Gabriel Frömmer die Nachricht vom Ableben Bruder Gottliebs überbracht hatte, fand am 17.2.1954 in der Pfarrkirche St. Michael in Lauterhofen der feierliche Trauergottesdienst für den Verstorbenen statt" (Neumarkter Tagblatt, 19.2.1954).

Zum 60. Jahrestag seines Todes feierte Erzabt Jeremias Schröder von St. Ottilien eine Gedenkmesse zu Ehren des großen Sohnes der Marktgemeinde Lauterhofen in der Kirche, in der Br. Gottlieb 125 Jahre zuvor die Taufe empfangen hatte. Anschließend eröffnete der Erzabt eine Ausstellung zum Leben und Wirken der Benediktiner der Abtei Tokwon. In seiner Predigt unterstrich er, dass sich das Blut der deutschen Missionare und Märtyrer mit dem der koreanischen Christen vermischt habe und dass die noch heute unter dem kommunistischen Regime leidenden Christen Nordkoreas mehr denn je unser Gebet bräuchten: "Die Machthaber haben sich abgeschottet. Aber wir haben Hoffnung: Jesus Christus lehrt uns an Ostern, dass Liebe und Hingabe den Tod besiegen können. Unsere Märtyrer haben es uns vorgelebt."

Zusätzliche Informationen sowie weitere Persönlichkeiten der Eichstätter Diözese und der Diözesangeschichtsschreibung finden Sie beim Eichstätter Diözesangeschichtsverein e.V.

Verfasser: Pfarrer Gerhard Ehrl

Prof. Dr. Dr. h.c. Engelbert Niebler wurde am 13. August 1921 in Lauterhofen geboren. Sein Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Würzburg schloss er mit beiden juristischen Staatsexamina sowie der Promotion ab und war anschließend als Richter und Verwaltungsbeamter in der bayerischen Staatsjustiz tätig. Vom 7. November 1975 bis 16. November 1987 gehörte er dem Bundesverfassungsgericht als Mitglied des zweiten Senats an.
1977 erhielt Engelbert Niebler die Ehrendoktorwürde der juristischen Fakultät der Universität Augsburg, 1978 wurde er zum Honorarprofessor der Universität München ernannt.

Weitere Auszeichnungen:

  • Träger des Bayerischen Verdienstordens
  • Träger des Silbernen Ehrenzeichens mit Stern der Republik Österreich
  • Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern
  • Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
Zudem verlieh ihm Papst Johannes Paul II. 1987 das Großkreuz des Silvesterordens.
Engelbert Niebler starb am 29. Juni 2006 im Alter von 84 Jahren. Er lebte bis zu seinem Tod in München.

Quellen: Bundesverfassungsgericht
Weitere Infos: Wikipedia

Geboren wurde er am 13. Februar 1813 in Lauterhofen Nr.65 (Alte Sulzbacherstr. 11) als Sohn eines Getreidehändlers. Nachdem er in Amberg mit sehr gutem Erfolg studiert hatte, machte er als 20jähriger eine Reise zu seinem Bruder Michael, Wirt in Nagy-Banya in Ungarn, studierte in (Buda-) Pest und Klausenburg (Siebenbürgen) und wurde nach seiner Rückkehr in Eichstätt am 12.8.1838 zum Priester geweiht.

Danach leistete er in Heideck, Greding, Böhmfeld und Raitenbuch Hilfspriesterdieste, trat Anfang 1841 in die Erzdiözese München – Freising über, wurde zuerst Kaplan im Bürgersaale zu München, dann Benefiziumprovisor in Pasing und hierauf Pfarrvikar in Massenhausen.1844 war er Schulbenefiziat in Grainau, 1852 Pfarrer in Unterammergau und 1858 bis 1874 Pfarrer in Reichertshausen bei Freising. Mit 61 Jahren resignierte er freiwillig und zog nach Freising. Schon von Anbeginn seiner Priestertätigkeit an hat er sich leidenschaftlich mit der Heimatgeschichte Lauterhofens und seiner von ihm geführten Pfarreien beschäftigt. Wegen seiner historisch wertvollen Arbeiten wurde er am 2.3.1858 von der Universität Erlangen zum Doktor der Philosophie und am 10.5.1882 von König Ludwig II. zum königlich, geistlichen Rat ernannt.

Seine bedeutendsten in Druck gegebenen Schriften sind:

  • Geschichtliche Nachrichten über Markt und Schloss Lauterhofen 1843.
  • Geschichtliche Nachrichten über die Hofmark Pasing bei München.
  • Chronik der Grafschaft Werdenfels.
  • Das Ammergauer Passionsspiel. (Doktoratschrift)
  • Geschichte der 4 Hallertauer Märkte Au, Wolnzach, Mainburg, Radelstadt.
  • Chronik des Marktes Siegenburg.
  • Chronik des Marktes Wartenberg.
  • Schloss und Pfarrei Bruckberg.
  • Die Freisingischer Schützengesellschaft.
  • Das hl. Geistspital in Freising.
  • Über den Biergenuss der Deutschen.
  • Chronik des Schlosses Isareck.
  • Chronik der Pfarrei Inkofen.
  • Beiträge zur Geschichte der Stadt Freising. (5 Beiträge)
  • Andachtsübungen an den goldenen Samstagen.
  • Das Wissenswerteste über Langenpreising.
  • Massenhausen Schloss und Pfarrei.
  • Beiträge zur Geschichte der Pfarrei Fürholzen.
  • Schloss Markt und Kretinenanstalt Lauterhofen 1888.

Dazu kommen noch zahlreiche kleinere Abhandlungen wie z.B. „Die 69 Wappen der alten Klosterkirche zu Kastl“.

Dr. Prechtl hat der Kirche und der Wohltätigkeitsstiftung in Lauterhofen viele großzügige Spenden und dem Kloster Karlshof den größten Teil seiner Geschichtsbibliothek geschenkt. Er hat die erste umfassende Chronik des Marktes Lauterhofens erstellt. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er im Kloster Karlshof, wo er am 20.Mai 1904 starb. Eine schwarze Steintafel an der Ostseite des alten Altarraumes, unter der Orgel, erinnert noch heute an diesen außergewöhnlichen und verdienstvollen Sohn Lauterhofens.

Verfasser: Roland Braun
Quellen: Simson: Markt Lauterhofen S.119/120